Witch & Hero ist ein kleines Retrospiel aus dem eShop des Nintendo 3DS, das den Spieler beim ersten Starten direkt mit charmanter Optik und toller Musik begrüßt. Die Geschichte handelt von einem Helden und einer Hexe, die zusammen ausgesandt wurden, um Medusa zu stoppen. Sie verlieren den Kampf allerdings und, während der Held mit ein paar Kratzern davon kommt, wird die Hexe zu Stein verwandelt. Der Held lässt seine Begleiterin natürlich nicht zurück und so bewegt man sich auf einer Karte von Level zu Level, mit dem Ziel, sie zu retten und Medusa doch noch zu stoppen.
Die Aufgabe ist immer die gleiche: in der Mitte des Bildschirms steht die versteinerte Hexe, auf die aus allen Richtungen Gegner zugestürmt kommen. Die Aufgabe des Helden, also des Spielers, ist es, die Hexe vor diesen Angriffen zu beschützen. Bereits hier sorgt das Spiel für Verwirrung. Außer der Y-Taste, um zwischen zwei ominösen Fähigkeiten zu wechseln, gab es nur die Richtungssteuerung, mit der man den Helden über das Kampffeld bewegt. Von einer Angriffstaste oder ähnlichem keine Spur.
Das raubte mir schnell die Lust und in meinem Kopf hatte das Spiel bereits verloren. Man konnte praktisch nur in Gegner hineinlaufen um sie, aber auch sich selbst zu verletzten. Gott sei Dank kam ich über die Enttäuschung hinweg und lernte den wahren Wert von Witch & Hero kennen. Zuvor musste ich mich aber mit dem Gameplay anfreunden. Zwar kann man nicht ganz vermeiden, dass der Held bei Angriffen selbst Schaden einsteckt, doch ist es möglich (und notwendig) die Gegner von hinten zu attackieren, um ihnen mehr und sich selbst kaum/keinen Schaden zuzufügen. So gilt es also, die Hexe zu beschützen, indem man die näher rückenden Gegner flankiert und nacheinander ausschaltet.
Während man so voranschreitet, kommen auch neue Fähigkeiten hinzu, die das Geschehen etwas komplexer werden lassen. Der Held bringt die Hexe zu einer Heilerin, die sie allerdings nur für kurze Zeit von der Versteinerung befreien kann. Das kann nun auch der Spieler, indem er Blut von besiegten Gegnern aufsammelt und damit die Energieleiste der Hexe auffüllt. Wurde sie erweckt, kann sie für kurze Zeit eine von zwei Fähigkeiten benutzen: kleine Tornados, die um sie herumfliegen oder Feuerbälle, die in eine bestimmte Richtung geschossen werden. Diese Richtung muss der Spieler anhand einer gestrichelten Linie auswählen. Das verlangt wesentlich mehr Konzentration, da man nun Held und Hexe gleichzeitig bedienen muss. Nichtsdestotrotz gefielen mir die Feuerbälle wesentlich besser, da sie stark genug waren, Gruppen von Gegnern fernzuhalten und sogar zu töten, während die Tornados eigentlich nur kleinere Schäden anrichten, wenn auch auf größerem Raum. Meine Wahl fiel also fast immer auf die Feuerbälle.
Was mich wirklich in das Spiel hineingezogen hat, war der hohe Schwierigkeitsgrad, gepaart mit einem recht simplen, aber unglaublich motivierenden Rollenspielsystem. Getötete Gegner lassen allerlei Zeug fallen, u.a. Erfahrungspunkte, die den Helden aufleveln, aber auch Gold, das der Spieler zwischen den Runden gegen Upgrades tauschen kann. Die Auswahl ist übersichtlich: man hat die Wahl zwischen Angriffsstärke, Verteidung und Geschwindigkeit. Hinzu kommen die beiden Fähigkeiten der Hexe, bei denen ich auf Upgrades der Tornado Fähigkeit größtenteils verzichtet habe.
Witch & Hero ist kein leichtes Spiel. Die Stärke und Masse der Gegner steigt und aus einem Endgegner pro Level werden später zwei und mehr.
Habe ich mich deswegen nach jeder verlorenen Runde geärgert? Eher nicht, denn auch wenn eine verlorene Runde wesentlich weniger Gold und Erfahrungspunkte bringt, sind es doch meistens genug, um neue Upgrades zu kaufen und damit in einen neuen Versuch zu starten. Selten habe ich erlebt, dass dem Spieler so ein gutes Gefühl dafür gegeben wird, welche Upgrades er für welchen Level braucht. War ich vielleicht zu langsam? Sank meine Energie zu schnell ? Oder brauche ich mehr Stärke, um die Gegner schneller erledigen zu können? Steigen die Feuerbälle im Level, werden gleich mehrere auf einmal abgefeuert und können, ganz von selbst, größere Gegnerhorden auslöschen. Es macht einfach verdammt viel Spaß, mit neu erworbenen Fähigkeiten in einen Level zu stürzen und genau zu sehen, wie groß die Verbesserungen waren. Witch & Hero ist nicht das erste Spiel, das dies beweist. Durch seine Einfachheit macht es diesen Spaßfaktor aber besonders gut sichtbar und erzeugt eine Suchtspirale, die ich anfangs niemals erwartet hätte.
Ein schweres Spiel ist eben nur so gut, wie die gebotenen Möglichkeiten, die Schwierigkeit zu überwinden.
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