Sonntag, 9. November 2014

Review: The Evil Within (PS3)

The Evil Within ist das langersehnte Survival Horrorspiel des Resident Evil Schöpfers Shinji Mikami. Ob sein neuestes Spiel mit seinem beeindruckenden Schaffenswerk mithalten kann, erfahrt ihr im folgenden Test.




Eins vorweg: ich gehe sicher nicht unvoreingenommen an diesen Testbericht heran. In der Welt der Videospiele, ist Shinji Mikami einer meiner absoluten Favoriten. Zwar glänzen seine Spiele selten durch eine beeindruckende Story, dafür aber umso mehr mit motivierendem Gameplay und starker Atmosphäre. Beispiele dafür sind nicht nur das erste Resident Evil, sondern auch sein entscheidendes Mitwirken an Spielen wie Vanquish, Killer 7, Shadows of the Damned, God Hand und vieles mehr. So viel also vorweg - ich habe The Evil Within heiß erwartet und hätte meinen kleinen Finger darauf verwettet, dass es eines meiner Spiele des Jahres werden würde. 

Aber Vorfreude hin oder her, The Evil Within hätte mich auch ohne große Erwartungen sofort in seinen Bann gezogen. Bereits in den ersten Minuten, als unser Held, Sebastian Castellanos, mit seinen Polizeikollegen durch den Regen schreitet und eine Nervenheilanstalt erreicht, wo ein blutiges Massaker stattgefunden hat, besticht das Spiel durch eine dichte Atmosphäre. Und dabei ist das erst der Anfang. Im weiteren Verlauf des Spiels, landet ihr an den verschiedensten Orten, oft brutal und düster, manchmal aber auch erstaunlich schön. The Evil Within bietet dabei eine gute Abwechslung zwischen beklemmendem Horror, Momenten in denen ihr euren Gegnern lieber ausweicht und spaßigen Abschnitten ala Resident Evil 4, in denen ihr euer erlerntes Können und eure Umgebung benutzen könnt, um den Spaß am Töten auszuleben. Das Spiel schickt euch oft genug in neue Situationen, um aufkommende Langeweile möglichst vorzubeugen. Das sorgt aber auch dafür, dass ihr kein Gefühl für das Setting entwickeln könnt und die meiste Zeit relativ linear voranschreitet.
Das stört aber kaum, denn nur selten lauft ihr tatsächlich durch gerade, enge Gänge. Die meisten Plätze, an die ihr geschickt werdet, sind gerade offen genug und bieten genügend Abzweigungen, dass dem Spieler noch immer die Illusion bleibt, er würde nach eigenem Tempo voranschreiten.
Oft fragt ihr euch allerdings auch, welcher von zwei Wegen nun der richtige ist und welcher euch zu einem Bonus-Item o.ä. führen könnte. Eine Lösung für dieses Problem, wie den Wegmarker bei Dead Space, bietet The Evil Within zwar nicht, oft zeigt sich aber recht offensichtlich, wo ein Gebiet endet (häufig durch ein großes Tor, das ihr zuvor öffnen müsst), so dass ihr die Möglichkeit habt, alles noch einmal zu durchsuchen, bevor ihr euer Abenteuer fortsetzt.

Die Geschichte von The Evil Within kann man lieben oder hassen. Viel geredet wird eigentlich nicht, stattdessen sollen die Geschehnisse für sich sprechen. Immer wieder werdet ihr euch fragen, ob das, was ihr gerade erlebt nur Traum oder Realität ist. Ständig tauchen Symbole auf, werden Andeutungen gemacht und immer mehr versinkt ihr in Sebastians Psyche. Als Silent Hill Fan gefällt mir der Ansatz sehr gut, auf große Erklärungen verzichte ich gerne. Der Spaß liegt vor allem darin, die auftauchenden Bilder aus eigenem Anreiz zu deuten, ob man letztendlich nun richtig liegt, oder nicht. Details über die Story will ich an dieser Stelle lieber für mich behalten. Was vor allem zählt, sind die Momente, die oft zu überraschend und/oder zu schockieren wissen, was übrigens durch den hohen Gewaltgrad unterstützt wird. Nichts für schwache Mägen!

Während eures Abenteuers werdet ihr häufig Spiegel entdecken bzw. Räume in denen Spiegel aktiviert werden, die euch in einen Art Hub zurückbringen, wo ihr neue Items finden und eure gesammelten Punkte (die Gegner hinterlassen beim Sterben eine seltsame Flüssigkeit), gegen Fähigkeiten und Upgrades eintauschen könnt. Auch hier beweist Mikami wieder mal seinen ausgezeichneten Spürsinn dafür, den Spieler zu motivieren. Jedes Upgrade ist sinnvoll und es gibt verdammt viele davon. Nicht nur kann jede einzelne Waffe an verschiedenen Stellen verbessert werden, sondern auch Sebastians eigene Fähigkeiten. Die Rollenspiel-Elemente sind in jederlei Hinsicht eine Steigerung dessen, was Resident Evil 4 zu bieten hatte.

Das gleiche kann auch über das Kampfsystem gesagt werden. Zwar fehlt der liebgewonnene Ziellaser aus Resident Evil, doch das Töten von Gegner ist nicht weniger motivierend und fühlt sich recht ähnlich an. Genau genommen könnten die Zombiegegner sogar 1:1 aus Resident Evil stammen. Es geht sogar soweit, dass die Köpfe mancher Gegner zu attackierenden Ranken mutieren, exakt wie in Resident Evil 4 und 5. Mikami wollte ganz klar ein Statement setzen, das sieht man nicht nur an den Gegnern, sondern auch den Symbolen und Umgebungen. Erinnert ihr euch noch an diese kleine Kirche in Resident Evil 4, in der ihr erstmal Ashley befreit? Nun, diese Kirche gibt es auch in The Evil Within, zwar etwas größer, aber ansonsten verdammt ähnlich. Dass es dann auch noch ein altes Herrenhaus gibt, muss ich wohl kaum erwähnen.
Bei den Gegnerarten verlässt sich Mikami allerdings nicht nur auf Zombies. Zwar trefft ihr von denen so einige im Spiel, daneben aber auch allerhand entstellter Monster, Geisterwesen, usw., die häufig eine eigene Kampfstrategie verlangen. Im besten Fall schaltet ihr einige von ihnen aus, bevor sie euch erwischen, denn geschlichen wird in diesem Spiel ebenfalls. Es bleibt aber meist euch überlassen, ob ihr vorsichtig vorgeht oder direkt zu den Waffen greift. 

Gerne würde ich euch auch noch von einigen meiner Magic Moments in The Evil Within berichten, doch damit kämen wir zu weit in den Spoilerbereich. Auf der anderen Seite könnte ich euch von frustrierenden Momenten erzählen, die mich selbst beinahe den Verstand verlieren ließen. Zum Glück überwiegt jedoch der Spaß und der "angenehme" Grusel und lässt euch vergessen, dass ihr gerade 15 mal von einem One-Hit-Kill-Gegner erledigt wurdet.

Fazit: The Evil Within ist wie für mich geschaffen. Es verbindet das motivierende, spaßige Gameplay von Resident Evil 4, mit den psychologischen Tiefen und Schrecken eines Silent Hills. Über einen langen Zeitraum schafft es das Spiel, eine düstere Spannung aufrecht zu erhalten und immer wieder neue Fragen aufzuwerfen. Perfekt ist The Evil Within zwar nicht, frustrierende Tode und viel zu lange Ladezeiten stören das Gesamtbild ein wenig, aber es ist definitiv eines der besten Horrorspiele der letzten Generation. - 85%

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen