Das große Finale in der 4. von 5 Episoden? Ungewöhnlich und genial zugleich. Denn viel weiter hätte man den Kampf gegen den mächtigen Witherstorm auch nicht ausbreiten könnten und dank der eher kurzen Episoden von Minecraft: Story Mode, wird die große Schlacht gegen den scheinbar unbesiegbaren Feind auch selten langweilig. Selten heißt leider nicht nie, denn hier und da habe ich mir schon einmal gewünscht, das Abenteuer würde nicht noch diesen oder jenen Umweg nehmen, bevor es endlich zum großen Finale kommen kann. Denn eigentlich hätte die Geschichte bereits mit dem explosiven Finale von Episode 3 enden können, obgleich der eine oder andere Handlungsstrang dann noch offen geblieben wäre.
Wie auch immer.
Minecraft Story Mode setzt an diesem Punkt der Handlung bereits verstärkt auf Action und hetzt euch in jedem nur denkbaren Moment Zombiehorden, Endermen oder andere Wesen auf den Hals. Trotzdem bleibt genug Zeit für die kleinen, emotionalen Häppchen. Leider schafft es das Spiel nicht wirklich, allen Charakteren einen gerechten Platz in der Geschichte zu geben und so verblassen beinahe alle Nebenfiguren neben Jesse und rücken weit in den Hintergrund, um dem gemachten Helden seinen Freiraum zu geben. Aber genau da bietet das Konzept vom 4-Episoden-Finale eine gute Möglichkeit, die 5. und letzte Episode allein den Charakteren und ihren Beziehungen zu widmen. Hoffentlich dann auch wieder mit noch mehr Humor und ein wenig Stadtleben. Denn das ist die andere Sache, die ich seit Episode 2 vermisse - das Herumlaufen in Dörfern, Kennenlernen mit merkwürdigen NPCs und überhaupt das Eintauchen in die lebendige Welt von Minecraft. Nicht, dass wir in dieser Episode nicht ausreichend zu entdecken bekommen würden. Ständig werden wir an zauberhafte und merkwürdige Orte geschickt, in denen sich die Fantasy der Entwickler voll widerspiegelt. Wirklich Spaß macht das Herumlaufen an diesen Orten allerdings nicht und meist können wir, wie gewohnt bei Telltale Adventure, nur auf sehr geradlinigen Wegen laufen oder stark eingeschränkte Areale erkunden.
Aber das worauf es ankommt ist die Geschichte und die endet mit einem ordentlichen Paukenschlag, mit viel Action, aber auch emotionalen Momenten, die ich von dieser Art von Spiel, also einer heiteren Abenteuergeschichte, nicht erwartet hätte.
Mein einziger tatsächlicher Kritikpunkt sind wieder einmal die technischen Schwächen - ebenfalls etwas, an dem Telltale Adventure schon seit langer Zeit schwächeln. Da Minecraft Story Mode aber so gespickt ist mit actionreichen Szenen, mit tollen Kamerafahrten und dergleichen (was übrigens ein großer Pluspunkt ist), friert auch besonders oft das Bild ein, wenn mal wieder eine Szene nachgeladen werden muss. Das stört nach einer Weile sogar sehr. Ob das Problem nur auf Playstation 3 so massiv auftritt oder auch auf anderen Plattformen, kann ich an dieser Stelle allerdings nicht sagen.
Leider gibt es auch immer noch Probleme mit den deutschen Untertiteln, die häufig nicht das zeigen, was eigentlich auf dem Bildschirm stattfindet. Beispiel: Eine Menge jubelt in den Untertiteln einen Namen, im eigentlichen Spielgeschehen applaudieren sie aber nur. Oder ein Charakter bricht einen Satz in der Mitte ab, in den Untertiteln ist aber der vollständige Satz zu sehen.
Diese Schwächen sind vermutlich ein Resultat aus der Tatsache, dass Minecraft Story Mode bereits mit deutschen Untertiteln ausgeliefert wird, während bisherige Telltale Adventures zum Start nur mit englischen Untertiteln erschienen.
Zum Abschluss aber noch der faszinierendste und für mich stärkste Aspekt an Minecraft Story Mode: es ist einfach verdammt gut inszeniert! Dass gerade ein Spiel, in dem alles aus Voxeln besteht so stark mit Soundtrack, Kamera und selbst den immer wieder coolen Credits-Einblendungen punkten kann, grenzt für mich an ein Wunder. Dafür verdient Telltale einen Riesenhaufen Respekt!
Fazit: Minecraft Story Mode bietet schon in seiner vorletzten Episode ein Finale, das sich gewaschen hat. Großartig inszeniert, voller Action und gefüllt mit Gänsehaut-Momenten, in denen wir uns wie ein echter Held fühlen können. Gedämpft wird das Ganze nur durch technische Schwächen, besonders dem ständigen Nachladen von Szenen und damit verbundenen, unfreiwilligen Freeze-Frames. Trotzdem hat mich das Abenteuer, rund um Jesse und seine Freunde voll gepackt und ich kann die letzte Episode kaum abwarten. - 80%
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