Dienstag, 11. April 2017

Review: Blackwood Crossing (PS4)

Das surreale Adventure Blackwood Crossing wirft euch in eine (alb)traumhafte Welt und lässt euch mithilfe erzählerischer Tricks die traurig-schöne Geschichte einer Familie erleben. Ob die zahlreichen Ideen auch zu einem guten Spiel zusammengefügt wurden, erfahrt ihr in der folgenden Review.
Aus der Ego-Perspektive erlebt ihr die Geschehnisse von Blackwood Crossing aus der Sicht der jungen Scarlett, die zu Beginn der Reise in einem Zug unterwegs sind. Finn will euch immer wieder Streiche spielen, will dass ihr ihm folgt, versucht euch zu erschrecken und will, wie die meisten Kinder auf langen Zugfahrten, einfach nicht stillsitzen. Doch schnell merkt Scarlett, dass irgendetwas um sie herum so gar nicht zu stimmen scheint. Ist das überhaupt Finn, der sie von Ort zu Ort führt? Wer sind die Gestalten unter den Tiermasken, die Scarlett so vertraut vorkommen? 
In einer emotionalen Geschichte führt Blackwood Crossing euch von Ort zu Ort und ist dabei wohl am besten als "First Person Exploration Game" oder auch "Walking Simulator" zu bezeichnen. Die meiste Zeit erlebt ihr das Geschehen um euch herum und lasst die Geschichte des Spiels auf euch einwirken. Nach knapp über einer Stunde ist auch bereits alles erzählt und der Abspann setzt ein. Zum Glück lässt euch das Spiel während dieser einen Stunde aber auch oft an Rätseln teilhaben und bei vielen Gelegenheiten mit der Umgebung interagieren. Der Charme des Spiels und seine mysteriöse Aura sind unbestreitbar und im Gegensatz zu anderen Genrekollegen, scheut es sich nicht davor, seine Welt mit vollständig animierten NPCs zu füllen. GANZ großer Pluspunkt!

F wie Finn. Der kleine Bruder führt euch von Ort zu Ort.
Versucht er etwa, euch etwas mitzuteilen?
Besonders Finn, den ihr am häufigsten zu sehen bekommt, ist sehr liebevoll animiert und erinnert an vergleichbare Charaktere in Pixar-Filmen. Auch die Umgebungen sind ganz hübsch gestaltet und warten hier und da mit netten Ideen auf.
Blackwood Crossing erzählt eine sehr rührende Geschichte, die direkt ins Herz geht und Themen behandelt, die unsere tiefsten Ängste ansprechen. Sie zeigen die schönen und die nicht so schönen Momente einer Familie, betont aber vor allem die Vergänglichkeit solcher Momente. Ich gebe gerne zu, dass mich Blackwood Crossing auf einem sehr persönlichen Level getroffen hat und gerade deswegen als Geschichte funktionierte. Gleichzeitig punktet es durch seine surrealen Elemente und gelegentlich unheimliche, manchmal geradezu gruselige Szenen. Dass die traumhaften Sequenzen des Spiels dann sogar etwas mit Magie angehaucht werden, ist zwar eine Entscheidung, die für mich ein wenig mit dem Stil des Spiels gebrochen hat, dafür sahen die Magie-Effekte jedoch umso schöner aus. Besonders Feuer wird sehr hübsch dargestellt.
In dieser Welt trägt fast jeder Tiermasken, doch das Wesen
mit der Hasenmaske ist ganz besonders unheimlich...
Obwohl Blackwood Crossing als kurzes Storytelling-Erlebnis gut funktioniert, leidet es selbst in seiner kurzen Spielzeit an vielen Schwächen und fühlt sich dadurch sehr schleppend an. Besonders frustrierend ist Scarletts extrem langsame Bewegungsgeschwindigkeit. SEHR, sehr langsam. So nimmt es dem Spieler jede Motivation, sich eigenständig in den Umgebungen umzuschauen. Leider ist das aber oft notwendig und nicht selten werdet ihr für 3 Minuten hin- und herlaufen, bis ihr merkt, dass die Lösung eigentlich direkt vor eurer Nase lag.
Denn auch die Rätsel sind nicht gerade toll designt. Die meiste Zeit wusste ich nicht einmal, dass ich mich gerade in einer Rätselsituation befand und war fest davon überzeugt, mein Weiterkommen im Spiel sei durch einen Fehler verursacht. Solltet ihr in so einer Situation festhängen, sucht euch schleunigst eine Lösung im Internet, denn befriedigend ist das Ergebnis so oder so nicht.
Trotz allem schätze ich die Rätsel im Spiel, das sie den Unterschied zwischen einem "Walking Simulator" und einem tatsächlichen Adventure ausmachen können und für mich tendiert Blackwood Crossing letztendlich mehr in Richtung Adventure. Auch ist das Haupträtselelement des Spiels, sobald man erst verstanden hat, dass es sich um ein Rätsel handelt, eigentlich recht clever: mehrmals während eures Abenteuers müsst ihr zusammengehörende Gesprächspartner finden und miteinander kombinieren. Doch auch hier kann schnell Frust aufkommen, denn um die richtigen Paare zu finden, müsst ihr Dialoge immer und immer wieder abspielen und bis zum Ende anhören. So kann aus knapp über einer Stunde Spielzeit schnell mal eine Ewigkeit werden.

Fazit: Alles in allem war Blackwood Crossing, dank seiner tollen Erzählung und vielen visuellen Ideen, so wie netten Animationen, aber eben auch aufgrund der langsamen Bewegungen und eher schwachen Rätseln, ein ständiges hin und her, aus Faszination und Frustration. - 55%
Vielen Dank an die Kollegen von ICOPartners, die uns Blackwood Crossing als Review Code zur Verfügung gestellt haben.
Die Bilder in dieser Review stammen von der Offiziellen Website auf  www.blackwoodcrossing.com

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