Mittwoch, 29. Juli 2015

Review: Lost Dimension (PS3)

Lost Dimension ist ein Taktik-RPG mit einem besonderen Twist: Jedes deiner Teammitglieder könnte ein Verräter sein und es liegt an dir, die Verräter zu enttarnen. Ob das Spiel auch sonst viel zu bieten hat, erfahrt ihr im folgenden Testbericht


In Lost Dimension steht die Welt kurz vor dem Untergang. Ein mysteriöser Mann namens "The End" hat die Macht, alles und jeden zu zerstören. Doch stattdessen baut er einen Turm und lockt euch, zusammen mit einem Team aus besonders begabten Kämpfern, in sein eigenes, teuflisches Spiel.

In Lost Dimension steuert ihr eine Einheit aus Kämpfern mit besonderen Fähigkeiten - von Telepathie, über Feuerkräfte, Heilfähigkeiten und einiges mehr. Es ist ein großes Team und es braucht einige Zeit, alle Charaktere kennen zu lernen und sie effektiv im Kampf einzusetzen. Grob gesehen, besteht Lost Dimension aus drei Elementen: dem Kampf, der Vorbereitung und einem guten Stück Detektivarbeit. 
Ihr erreicht einen gigantischen Turm, in dem ihr euch nun Stockwerk für Stockwerk nach oben arbeiten müsst. Auf jedem dieser Stockwerke wartet eine Reihe von Herausforderungen, in Form von Kampfarenen, die euch an verschiedene Orte bringen (die in keinen normalen Turm gehören).
Vor jeder Mission habt ihr die Gelegenheit euch mit euren Teammitgliedern auszutauschen und sie besser kennen zu lernen. Ihr könnte mit ihnen Freundschaften schließen und sie von Zeit zu Zeit zur Seite nehmen und einzeln verhören. Außerdem könnt ihr neue Ausrüstung und Upgrades kaufen, eure Kämpfer aufleveln und nach einiger Zeit auch spezielle Fähigkeiten anwenden, um den Verräter zu enttarnen.
Denn schon zu Beginn des Spiels offenbart euch euer Widersacher, dass sich ein Verräter unter euch befindet. Bei diesem einen scheint es aber nicht zu bleiben, denn Stockwerk für Stockwerk entpuppt sich ein weiterer eurer Freunde als Ratte.
Dieser Konflikt, die Tatsache, dass keiner seinem Nächsten vertrauen kann, erzeugt auch einen großen Teil der Dynamik in den Dialogen und treibt somit die Story voran. Dachte ich anfangs noch, mein Team bestünde nur aus einer unwichtigen Ansammlung an Kämpfern, so lernte ich sie doch nach und nach kennen und einige wuchsen mir sogar ans Herz. Umso ärgerlicher war, wenn ich gerade diese später des Verrates verdächtigen musste.

Die Frage, wer der Verräter ist, nimmt auf das Kampfgeschehen keinen großen Einfluss, obwohl das Vertrauen zwischen Figuren immerhin steigen und sinken kann, wenn sie sich im Kampf unterstützen. Das ist nicht unwichtig, wenn es zu den großen Entscheidungen im Spiel kommt.

Denn am Ende eines jeden Stockwerkes, müsst ihr in das sogenannte "Judgement", einem extra Raum, in dem eines der Teammitglieder von den anderen rausgewählt werden muss und pulverisiert wird. Das ist unglaublich spannend, sowohl wenn ihr den Verräter noch nicht eindeutig ausgemacht habt, aber auch, wenn ihr ihn bereits ganz klar enttarnt habt, eure anderen Kollegen aber noch den Falschen für den Verräter halten und dementsprechend abstimmen. So oder so muss am Ende eines Stockwerks ein Kämpfer das Team verlassen und es ist eure Aufgabe, den Richtigen zu opfern.

Dafür werden relativ bald verschiedene "Vision"-Fähigkeiten freigeschaltet, denn euer Held "Sho" kann in die Herzen der anderen sehen und nach jedem Kampf ihre Stimmen hören. Bemerkt ihr eine ungewöhnliche Stimme, könnt ihr den Verdächtigen markieren und euch dann auf eine Reise in sein Inneres begeben, wodurch ihr letztendlich herausfinden, ob er der Verräter ist oder nicht. Das verbraucht allerdings Punkte und von denen habt ihr nur wenige, weshalb ihr den Kreis der Verdächtigen besser schleunigst eingrenzen solltet.

Nun aber zum Kampfsystem: Lost Dimension ist ein Taktik-RPG, vergleichbar mit Spielen wie Valkyria Chronicles oder zuletzt auch Codename: STEAM. In einer 3D Umgebung bewegt ihr jeden eurer Kämpfer über eine bestimmte Entfernung, die durch seine Charakterwerte festgelegt ist. Ihr positioniert euch taktisch gegenüber den Feinden und attackiert sie. Positioniert ihr mehrere Charaktere in der Nähe des Gegners, können sie sich durch Assist-Angriffe unterstützen. Zudem können sie sich, sollten sie selbst nicht in der Position für einen Angriff sein, gegenseitig eine weitere Runde spendieren. Setzt ihr diese Möglichkeiten klug ein, könnt ihr in einer Runde die doppelte Entfernung und die doppelte oder dreifache Angriffskraft erreichen und das wird mit steigendem Schwierigkeitsgrad auch notwendig, wenn ihr nicht überwältigt werden wollt.
Das heißt aber nicht, dass Lost Dimension ein außergewöhnlich schweres Spiel wäre. Levelt ihr eure Charaktere vernünftig auf, setzt ihre Fähigkeiten klug ein und kauft regelmäßig neue Waffen, werdet ihr nur selten für längere Zeit in einer Mission hängen bleiben.


Was ihr von diesem Spiel nicht erwarten solltet, ist ein AAA Blockbuster mit erstaunlicher Grafik und überwältigenden Effekten - es ist ein kleines Spiel, das euren Kopf fordert, eure Augen aber ernüchtert lassen wird. Die Charaktermodelle sind nicht besonders detailliert, die Möglichkeiten außerhalb der Missionen halten sich in Grenzen und alle Dialoge werden im Visual Novel Stil präsentiert (dort allerdings mit schönen Charakterzeichnungen). Hier und da wird die Geschichte mal durch Animesequenzen weitererzählt, die wiederum gut gemacht sind.
Technische Mängel hin oder her, wer auf ein wenig Detektivarbeit, menschliches Drama und auf 3D Taktik-RPGs steht, von denen es sowieso noch viel zu wenige gibt, der sollte Lost Dimension unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken.

Fazit: Lost Dimension bringt als Taktik-RPG einige neuen Ideen ins Spiel und erst recht, wenn es um die Suche nach den Verrätern geht. Nie zu wissen, wem ihr vertrauen könnt und wem nicht, erzeugt eine angenehm spannende Dynamik zwischen den Charakteren. Die Kämpfe werden euch nie zu sehr unter- aber auch nicht überfordern. Das Spiel hat einen guten "Flow" wie man so schön sagt - die Missionen sind nie zu lang und gerade, wenn euch ein Stockwerk zu langweilig wird, ist es Zeit für das nächste Judgement. Lost Dimension ist kein perfektes Spiel und technisch eher simpel, kann aber verdammt viel Spaß machen. Top 10 Kandidat für 2015? Wäre gut möglich.  - 75%

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