Mittwoch, 22. Februar 2017

Review: EARTHLOCK: Festival of Magic (PS4) - Das JRPG im 90er Stil! - Nicht japanisch, nicht 90er, aber irgendwie beides!

Nachdem RPGs im 16bit Stil nun viele Jahre im Trend lagen, bekommen endlich auch die JRPGs im 90er Stil ihr Revival. Spiele wie I am Setsuna und nun auch Earthlock machen es vor - die Rückkehr in eine Ära voller  Ideen und Experimente. Ob das in Earthlock auch funktioniert und wie gut es auf eigenen Beinen stehen kann, erfahrt ihr in der folgenden Review.


Von den ersten Minuten an, erinnert Earthlock in all seinen Aspekten an die späten 90er. Eine schöne, aber simpel gehaltene 3D Grafik; eher statische, aber doch schick animierte Kampfbildschirme, eine Oberweltkarte... Dinge, die in heutigen RPGs immer weniger zu finden sind. Auch das, sehr gewöhnungsbedürftige, Fehlen einer Vertonung könnte man dem alten Flair zuschreiben, obwohl Budget-Gründe hier wahrscheinlicher sind.

Auf der Reise lernt ihr einige interessante Charaktere kennen.
Bei Earthlock handelt es sich nämlich um ein Indie-RPG und das ist dem Spiel sicher auch anzumerken, aber nicht nur im Negativen. So liegt die Spielzeit beispielsweise nicht in den genreüblichen 50-100 Stunden, sondern kommt mit gemütlichen 10-20 Stunden daher. Natürlich könnt ihr durch mehr Erkundung ein wenig Einfluss darauf nehmen, doch größtenteils laufen die Ereignisse in Earthlock sehr geradlinig ab. Ihr folgt der Handlung, die euch auf einer kleinen Abenteuerreise von Ort zu Ort führt. Dort lernt ihr neue Charaktere kennen, von denen sich der eine oder andere eurem Team anschließt und zu einer starken Hand in den bevorstehenden Kämpfen wird.

Auf ein Merkmal der 90er JRPGs wurde in Earthlock zum Glück verzichtet: Random Encounter. Bereits vor der Konfrontation könnt ihr eure Widersacher auf der Karte sehen und ihnen, mit etwas Geschick, ausweichen. Es mag banal klingen, doch eine der größten Überraschungen in Earthlock ist die Tatsache, dass ihr tatsächlich nur die Gegner bekämpft, die ihr zuvor auch in der Welt gesehen habt. Üblicherweise läuft es in JRPGs nämlich so ab: eine Biene fliegt auf euch zu, berührt euren Kämpfer und im Kampfbildschirm steht ihr plötzlich 7 Bienen gegenüber. Oder 7 Bienen, einem Schleimmonster und drei Rittern. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass das Spiel euch dazu motivieren will, mehrere Gegner auf euch zu lenken, bevor ihr in einen Kampf startet, um so mehr Boni abzugreifen. Nett in der Theorie, doch in der Praxis versuchte ich dann doch lieber, den Gegnern möglichst zu entkommen oder sie Stück für Stück abzugreifen. Denn erwischt euch mal die falsche Gruppe von Monstern, die all euren Angriffen gegenüber relativ resistent ist, kann dies das Kampfgeschehen schon einmal in die Länge ziehen.

Halb Ferkel, halb Hase = Ferkelhase! Ist doch klar.
Die Kämpfe laufen wie gesagt ganz klassisch JRPG-mäßig ab: die zwei Parteien stehen sich gegenüber und teilen abwechselnd Schläge aus. Die Entwickler haben sich hier einiges einfallen lassen. So haben eure Charaktere, deren Fähigkeiten sowieso von Grund auf sehr verschieden sind, jeweils zwei Haltungen zur Verfügung, in denen sie unterschiedliche Fähigkeiten gebrauchen können.  Euer Held Amon ist beispielsweise ein Dieb, der sowohl Messer, als auch Schusswaffe verwendet. In seiner Diebeshaltung könnt ihr die Gegner bestehlen und Nahkampfangriffe einsetzen, in der anderen Haltung eure Schusswaffe, die allerdings Munition verbraucht. Der Ferkelhase Gnart ist der typische Supportcharakter, der in einer Haltung Heilfähigkeiten und in der anderen Statboosts verwendet. Der Wechsel zwischen den Haltungen kostet leider jedesmal einen Zug und schreckt so davor ab, überhaupt hin- und herzuwechseln. 

Sehr vorbildlich: Auf der rechten Seite seht ihr, wann
welcher Kämpfer zum Einsatz kommt.
Letztendlich laufen die Kämpfe leider fast immer darauf hinaus, dass ihr eure Gegner so schnell wie möglich besiegen wollt und womöglich frustriert werdet, wenn dies länger dauert als erwartet. Oder: eure Gegner sind tatsächlich eine Herausforderung und ihr hängt einfach ständig an den Heilitems und Gnarts Fähigkeiten, um möglichst lange durchzuhalten. Da jeder eurer Charaktere nur sehr wenige Angriffsoptionen hat, ist eher selten wirklich taktisches Geschick gefragt. Das Ganze spielt sich in etwa auf dem Niveau von Pokémon Kämpfen ab. (Sorry Pokémon Fans).
Löblich ist immerhin die Zeitleiste am rechten Bildschirmrand, die euch stets anzeigt, welcher Kämpfer wann an der Reihe ist. Ein Feature, das in viel zu wenigen RPGs verwendet wird.

Fazit: Earthlock: Festival of Magic ist in seiner Summe ein sehr durchschnittliches RPG, mit einer angenehmen Spielzeit, abwechslungsreichen Charakteren und einigen Ideen, die über seine 90er Vorlagen hinaus gehen. Die Kämpfe können spannend sein, sind es aber leider nur selten. Mit seiner lockeren Atmosphäre ist Earthlock dennoch ein heiteres Erlebnis für diejenigen, die gerade mal keine 50+ Stunden für ein RPG haben und einfach auf ein kleines Abenteuer gehen wollen. - 70%

Vielen Dank an Snowcastle Games, die uns für diese Review einen Testcode zur Verfügung gestellt haben. 

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